15.06.2020 /

Die Zukunft der Medikamentenversorgung: Digitale Ideen verbinden Arzt, Patient und Apotheker

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Für viele Menschen gehört die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, beispielsweise bei Schilddrüsenfehlfunktionen oder Bluthochdruck, zum Alltag. Die Berücksichtigung der Öffnungszeiten von Arztpraxen oder Apotheken, Fahrtwege und volle Wartezimmer in Kombination mit Familie und Beruf, ergeben in der Summe oftmals einen enormen Aufwand und Stress. Es gilt also insbesondere den Prozess der obligatorischen Vorstellung beim Arzt, aber eben auch die Medikamentenversorgung generell neuzudenken, um eine spürbare Entlastung für Healthcare-Professionals (HCPs) und Patienten gleichermaßen zu schaffen. Zum Glück gibt es viele smarte und digitale Ansätze, die genau hier ansetzen! Zur Förderung eben dieser Erleichterungen müssen disruptive Ideen gepusht und als Bindeglied zwischen Arzt, Patient und Apotheke implementiert werden.

 

Rezept via Smartphone: Verordnung ohne Medienbrüche

Das E-Rezept bildet das digitale Pendant zur papierbasierten Verschreibung von Arznei- und Heilmitteln. Obwohl es noch keine flächendeckende Einführung gibt, beschäftigt die digitale Verordnung die Gesundheitsbranche bereits intensiv. Laut der Studie „Der Patient im Mittelpunkt“ des Meinungsforschunginstituts Toluna in Auftrag der UCB Pharma begrüßt fast jeder dritte Deutsche die digitale Verschreibungsform. Der praktische Vorteil des E-Rezepts: Nach Ausstellung durch den Arzt erreicht es den Patienten in nur wenigen Minuten und kann dann ebenfalls per Knopfdruck an den Apotheker weitergeleitet werden. Diese Abwicklung ist nicht nur zeitsparend, sondern lässt auch weniger Fehlerquellen zu. Plagiaten oder der Beschädigungen des Rezeptpapiers durch falschen Transport wird vorgebeugt, obendrein ist es umweltschonend. Die standardisierte Technologie hinter dem E-Rezept fördert eine schnellere Bearbeitung, der damit verbundene Aufwand, wie Wartezeiten und Zustellungswege, wird verkürzt und die Kommunikationswege beschleunigt. Daraus ergeben sich auch bezüglich der Planung und dem Ausbau für zukünftige E-Health-Lösungen enorme Potentiale. Beispielsweise die Durchführung von Online-Sprechstunden, die dem Patienten die Gelegenheit bieten, sich ohne überaus großen Planungsaufwand mit Fragen an den zuständigen Arzt wenden zu können. Ideal auch zum systematischen Ausschließen von Fehlmedikation aufgrund von etwaigen Wechselwirkungen mehrerer paralleler Medikamentenverordnungen.

 

Online-Apotheken boomen: Ein praktisches Konzept mit steigender Nachfrage

Ein umfangreiches Sortiment, günstige Preise und eine unkomplizierte Lieferung – diesen Mehrwert bietet die Online-Apotheke. Bereits im Jahr 2004 wurde der Versandhandel von Arzneimitteln durch europäische Gesetzgeber möglich. So belegt eine bitkom-Studie aus dem Jahr 2019, dass bereits 46 Prozent aller Bürger, das Online-Geschäft für den medizinischen Bereich genutzt haben. Die Online-Apotheke boomt. Sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Medikamente können wie im klassischen online Versandhandel mit nur wenigen Klicks erworben werden. Die Abwicklung ist einfach: Das vom Haus- oder Facharzt ausgestellte Original-Rezept wird zum jeweiligen Anbieter geschickt, analog oder digital. Daraufhin erfolgt der Versand innerhalb weniger Tage. Die Möglichkeit, einer kostenlosen Hauslieferung, wird nicht nur von den jungen, digital-affinen Generationen genutzt. Speziell ältere Menschen, die auf durchgängige Verfügbarkeit von Medikamenten angewiesen sind oder Bewohner ländlicher Regionen, nutzen den Service. Attraktiv wird dieser nicht nur auf Grund der Lieferung bis zur Haustür, sondern auch, weil viele rezeptfreie Präparate häufig deutlich preisgünstiger angeboten werden. Die bitkom-Studie belegt auch hier, dass 93 Prozent der Nutzer zufrieden mit dem Preis-Leistungsverhältnis sind, dass vor allem durch große Stückzahlen gewährleistet wird, die von den meist internationalen Online-Anbietern gekauft werden können.

 

Automatisierte Warenlager in Apotheken: Roboter rücken Patienten in den Fokus

Viele der Apotheken in Deutschland vertrauen bereits auf die Unterstützung maschineller Systeme. So sind Roboter eine vollautomatisierte Lösung für die kompakte Abwicklung im Hintergrund. Automatisierte Systeme maximieren mit Hilfe intelligenter Ein- und Auslagerungsfunktionen Platz, so dass die Logistik und Lager optimal und präzise optimiert werden können. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, z.B. Schranksysteme werden lückenlos gefüllt, während bei einer manuellen Einsortierung die Kapazitäten nicht immer vollständig ausgeschöpft werden können. Die integrierten Identifikationstechnologien richten sich bei diesem Prozess nach Verfalls- und Einkaufsdatum. Der Apotheker wählt das gewünschte Arzneimittel aus und per Klick wird dieses über ein Fließband geliefert. Das hierbei Arbeitsprozesse, wie die Beratung des Patienten und die Herausgabe der gewünschten Medikamente, parallel abgewickelt werden, birgt für den Apotheker kosten- und zeitsparende Effekte und ermöglicht so mehr Zeit für die Patienten.

Fazit

Dank agilen Methoden dem Innovationsdruck standhalten

Für Pharmaunternehmen ergeben sich aus den komplexen regulatorischen Anforderungen oft sehr träge und langsame Prozesse. Abteilungsübergreifende Genehmigungsverfahren bremsen Prozesse und bergen die Gefahr Innovation und „out-of-the-box“-Denken im Kern zu ersticken. Besonders starkreglementierte Prozesse haben aber gleichzeitig das größte Potential von agilen Methoden zu profitieren. Die Einführung von teamübergreifendem agilen Prozessmanagement nach „Kanban“-Vorbild kann helfen, Probleme zielgerichtet und unmittelbar zu lösen, ohne dabei den Gesamtprozess auszubremsen oder zu stoppen. In Bereichen wie Social-Media-Marketing und Online-Customer-Support sind agile Methoden sogar die Grundvoraussetzung, um leistungsfähig zu sein.

Allgemein gilt: Flexibel auf Veränderungen reagieren zu können ist eine klare Voraussetzung, um dem steigenden Innovationsdruck im digitalen Zeitalter gewachsen zu sein. Agile Methoden können dabei helfen, die eigene Flexibilität zu erhöhen und ungenutzte Innovationspotentiale zu erschließen. Pharmaunternehmen sollten sehr aufmerksam sein und die möglichen Potentiale für ihre Organisation evaluieren – egal ob für die Gesamtorganisation, Ländergesellschaft oder Marketing- und Vertriebsabteilung. Speziell traditionsreiche Unternehmen mit jahrelang gewachsener Prozesslandschaft können hier besonders profitieren.